Theoretisch, praktisch und dazu auch noch sehr gut

Nach eigenen Angaben ist Felix Schubert in der Theorie nicht der beste Praktiker. Dennoch waren es seine hervorragenden Ergebnisse im Praxisteil, die dem Erfurter 2020/12 seinen Titel als CDS-Bundessieger eingebracht hatten. Dass Felix' ansonsten viel lieber anderen beim chemischen Kochen zuschaut, als sich selbst den Kittel anzuziehen und warum der IChO-Teilnehmer trotzdem so erfolgreich ist, erzählt er hier im Interview.

Thüringen war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich, wenn es darum ging, CDS-Bundessieger und IChO-Teilnehmer zu stellen. Dieses Jahr schickte Thüringen bei der Internationalen Chemie-Olympiade (IChO), die virtuell durch das Gastgeberland China ausgerichtet wurde, gleich zwei Teilnehmer ins Rennen. Einer davon war Felix:

Er hat, wie sein Thüringer IChO-Teamkollege Tim Enders, dieses Jahr sein Abitur gemacht. Anders als Tim ging er statt in Ilmenau in Erfurt zur Schule.

Dort besuchte er am Albert-Schweitzer-Gymnasium den Spezialschulteil. Damit ist Felix einer der vielen erfolgreichen Teilnehmer bei Chemiewettbewerben, die „Spezialschulen“, also in diesem Zusammenhang Schulen mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Profil, besuchten oder immer noch besuchen.

Felix' Schulwahl lässt erkennen, dass er sich schon früh für die Naturwissenschaften entschieden hat. Seinen Ehrgeiz für Chemie hat er jedoch erst durch die Teilnahme an den Wettbewerben entdeckt:

„Was mir in Vorbereitung auf die IChO am meisten gebracht hat, ist, bei CDS die Leute kennenzulernen, z.B. in Leipzig oder in Merseburg, und sich dort auszutauschen.” Obwohl er schon an einer Spezialschule war, fand man sich dort selten zusammen, um sich derart intensiv mit Chemie zu beschäftigen.

Dieser gegenseitige Austausch über Themen der Chemie hat ihm verdeutlicht, wie divers dieser Fachbereich doch ist: „Und es gab eben auch Hinweise auf Themen, die ich vorher gar nicht in Betracht gezogen habe. Mit Organischer Chemie hatte ich bis vor CDS eigentlich noch gar nicht zu tun und inzwischen ist es eines meiner Lieblingsgebiete.“

Darüber hinaus wusste Felix nun aber auch, wie viel noch getan werden musste, um gegen die anderen Wettbewerber eine Chance zu haben. “Aber dadurch, dass ich dort so viele getroffen habe, die sich intensiv mit Chemie beschäftigen, hat mich das eben angespornt [...] mehr zu machen”.

Doch obwohl Felix fleißig ist, würde er sich selbst nicht unbedingt als Streber bezeichnen: „Ich bin auch nicht so jemand, der die ganze Zeit Aufgaben rechnet. Zum Beispiel lese ich auch viel mehr in Fachbüchern, als ich Vorbereitungsaufgaben rechne, weil ich die Chemie an sich so faszinierend finde.“

Dennoch bezeichnet er sich selbst nicht als Theoretiker. Er findet ebenso Gefallen an praktischen Versuchen, besonders, wenn sie die Beobachter ins Staunen versetzen: „Ich finde es auch immer wieder beeindruckend, wenn Leute das zu Hause mit Haushaltschemikalien hinbekommen. Ich selbst habe da eine sehr niedrige Frustrationsschwelle.“

Um dem zu entgehen, schaut er viel lieber anderen beim Experimentieren zu, zum Beispiel in Videos auf YouTube, auf denen ein großer Teil seines Wissens über den praktischen Teil der Chemie beruht. Seine eigenen Fähigkeiten beim Experimentieren bezeichnet er selbst jedoch eher als mittelmäßig; vor allem an dem Funken Geduld und Ausdauer würde es meistens scheitern.

Felix' Interesse für chemische Experimente geweckt hatte einst seine Chemielehrerin, die ihn an den Experimentalwettbewerb Chemkids heranführte. “Aber den Experimentalteil des Wettbewerbs habe ich nie hinbekommen, denn ich hatte nie die ausreichende Geduld, vor allem nicht, das Protokoll zu schreiben.”

Dass Felix in der Praxisklausur in der CDS-Bundesrunde dann so gut abgeschnitten hat, dass er sich sogar einen ersten Platz in dieser Kategorie teilte, kann er sich auch nicht so richtig erklären. Seinen Vermutungen nach liegt es womöglich daran, dass sich in solchen Drucksituationen die Probleme leichter lösen lassen.

“Durch den Druck schaffe ich es dann auch scheinbar – bestimmt war aber auch viel Glück dabei.“

Seine Motivation, sich in Vorbereitung auf Wettbewerbe immer und immer wieder mit Chemie zu beschäftigen, zieht Felix aus den kleinen Erfolgen:

„Man erfährt bei der Beschäftigung den verschiedenen Themen jedes Mal noch so ein kleines Quäntchen mehr - und das reicht mir eigentlich schon aus. Es wiederholt sich zwar sehr viel, wenn man z.B. Chemiebücher liest - denn der Anfang ist ja immer so ein bisschen das Gleiche - aber trotzdem gibt es immer auch Aspekte, die ein bisschen anders sind und die man so vielleicht noch nicht kannte.“

In der Freizeit freiwillig über Wettbewerbsaufgaben zu brüten und Chemiebücher zu lesen  – und dabei eben nicht nur eins, sondern immer wieder andere – das ist wirklich nicht Jedermanns Sache. „Typisch Spezi“ würde man am Spezialschulteil in Erfurt sagen. Ganz so ambitioniert seien die Schüler am Stammhaus seiner Schule in der Regel nicht. Dennoch beschreibt Felix das Verhältnis zu den Stammschülern am Albert-Schweitzer-Gymnasium als entspannt:

„Der Zusammenhalt zwischen den Spezialschülern ist schon deutlich größer, als der zwischen Spezialschülern und Stammhäuslern. Aber man hasst sich jetzt auch nicht. Dabei kann ich mir schon vorstellen, dass man von uns denkt, dass wir ein bisschen abgehoben sind.“

Abgehoben ist Felix ganz bestimmt nicht, aber ein Überflieger ist er auf jeden Fall! Hoch verdient ist darum die Bronze-Medaille, die er diesen Sommer als Mitglied im vierköpfigen IChO-Team bei der 54. IChO virtuell "in China" ergattert hat.